HUMMEL-BUMMEL DURCH DIE STADT

Durch die Neustadt Hamburgs führt eine rote Linie. Auf dem Boden. Aufgemalt. Wir hielten sie erst für eine Begrenzung der Außengastronomie, haben sie achtlos liegengelassen und uns nichts weiter dabei gedacht. Bis wir eines Tages in eine Gruppe Touristen hineinrannten, die auf die rote Linie zeigten und darüber diskutierten, in welche Richtung sie dieser nun weiter folgen wollten. Über unseren Köpfen ploppten große Fragezeichen auf und wir konnten natürlich nicht anders, als uns von den bayerischen Touristen den selbstführenden Stadtrundgang durch unsere Heimatstadt erklären zu lassen.

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Und zwar ist das so: Hummel-Bummel heißt die Tour und ist nach dem Hamburger Original Hans Hummel benannt. Der Straßen-Strich ist eine 2,5 km lange Linie auf dem Asphalt und führt durch die Neustadt und an 32 geschichtsträchtigen Orten vorbei. Auf dem Weg entlang der Linie werden diese Orte, Gebäude und Straßen auf rot-umrandeten Infotafeln erklärt.

Das alles hat uns neugierig genug gemacht, um ein sonntägliches Alltagsabenteuer daraus zu machen: Die eigene Stadt wieder mit anderen Augen sehen, alte Ecken neu entdecken und Sehenswürdigkeiten bestaunen, die einem im Alltag selbstverständlich vorkommen – das ist eine Freizeitaktivität nach unserem Geschmack! Deshalb wollten wir das jetzt auch genauer wissen, mummelten uns dick ein und trauten uns trotz frischen Temperaturen und grauem Winterwetter auf den Strich.

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Der Hummel-Bummel hat vier Startpunkte: am Michel, vor dem Museum für Hamburgische Geschichte, vor der Laeiszhalle und am Neuen Wall. Wir starteten einfach mitten drin am Großneumarkt und liefen los Richtung Norden – immer der roten Linie nach. Auf unserer Tour entdeckten wir auch bald die Infotafeln, die uns bisher gar nicht aufgefallen waren. Leider muss ich sagen, dass diese Schilder nicht sonderlich unterhaltsam, sondern teilweise sehr verschwrobelt geschrieben sind. Weniger Bandwurmsätze, ein bisschen mehr Einordnung in den Gesamtkontext der damaligen Zeit und ein paar weniger Typos hätten den Infotafeln durchaus gutgetan. Doch uns interessierte vor allem, wie dieser Stadtteil noch vor 200 Jahren aussah, welche Häuser damals schon gestanden haben und wer hier gelebt hat. Deshalb filterten wir vor allem diese Informationen aus den Texten heraus und entdeckten so das älteste Fachwerkhaus des Viertels, einen skurrilen Brunnen in einem Hinterhof und den Wohnsitz der Familie Schopenhauer. Gut, das mag nicht jeder interessant finden, aber ist es nicht doch ein bisschen spannend herauszufinden, wo man da eigentlich so wohnt? Man rennt jeden Tag durch die gleichen Straßen, fährt mit der U-Bahn und läuft an zahlreichen Bauwerken vorbei - ohne sich zu fragen, ob es die Straßen vor hundert Jahren schon gab und ob sie genauso hießen, wie die Menschen vor 200 Jahren ohne die U-Bahn zur Arbeit gekommen sind, wie die Häuser den Krieg überstanden haben und wer damals in ihnen gelebt hat. Wir finden, das darf man sich ruhig mal fragen und empfehlen jedem Hamburger deshalb einen Hummel-Bummel durch die Neustadt.

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Wer nicht in Hamburg wohnt, der macht es einfach wie die bayerischen Touristen und kommt auf einen Kurztrip in den Norden, folgt der roten Linie und entdeckt eine Großstadt abseits von Einkaufsstraßen und Reiseführertipps. Doch nicht nur unsere Stadt hat eine Stadtrundgangslinie zu bieten, auch Hannover hat ein ähnliches Konzept und führt alle Alltagsabenteurer sogar mit App-Unterstützung zu 36 Sehenswürdigkeiten der Innenstadt. Also, viel Spaß auf eurem Hummel-Bummel! Wir freuen uns schon auf eure Erlebnisberichte.


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Kommentare: 3
  • #1

    Esther (Donnerstag, 19 Januar 2017 13:14)

    "... trauten uns trotz frischen Temperaturen und grauem Winterwetter auf den Strich."
    Eine Schelmin, die dabei böses denkt ... ;-) :-)

    Vielen Dank für den tollen Tipp! Der trifft genau meinen Geschmack.

    Ich finde es auch immer wieder spannend, die Stadt (neu) zu entdecken; obwohl ich gebürtige Hamburgerin bin, habe ich vieles noch gar nicht oder aber lange nicht mehr gesehen. Darum ziehe ich oft los und versuche, mit möglichst offenen Augen interessante Details und/oder neue Zusammenhänge zu entdecken. Die Hummel-Bummel-Tour habe ich jetzt auf der Liste und mache sie so bald wie möglich. :-)

    Was die Infoschilder angeht - habt Ihr Euren Eindruck dem Veranstalter mitgeteilt?

  • #2

    Jutta Pirch (Donnerstag, 12 September 2019 20:01)

    Ich bin heute dem " Roten Strich gefolgt. Es viel mir auf, dass die Farbe schon sehr blass geworden ist. Als Tourist hätte ich mir mehr Beschilderungen an vielen Häusern gewünscht. Es gibt in Hamburg ansteigende Touristenzahlen. Wir sollten etwas mehr für unwäre Gäste unternehmen und einfach mehr und bessere Schilder (auch in Englisch/Chinesisch) an z.B. Gebäuden, incl. deren Geschichte, anbringen.

  • #3

    Bärbel Diek (Samstag, 12 September 2020 21:51)

    Hallo, wir sind heute den Hummelbummelpfad gelaufen. Wir fanden es toll, aber leider verlor sich die Linie irgendwann. Insgesamt war sie an vielen Stellen kaum zu sehen. Erneuert sie doch bitte, damit noch viele Menschen den Hummelbummelpfad laufen können und wir ihn bei unserem nächsten Besuch in Hamburg zuende laufen können!