Zurück von mehreren kleinen und größeren Ausflügen habe ich ein Reise-Alltagsabenteuer mitgebracht. Ich wusste zwar schon, dass meine Leidenschaft für Alltägliches auch in anderen Ländern stets präsent ist, aber nachdem ich jetzt mehrfach in verständnislose Gesichter geblickt habe, ist es wohl an der Zeit, eins davon besonders zu beleuchten: Es geht ums Bahnfahren. Besser gesagt, geht es um die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln in anderen Ländern und Städten. Jetzt kann es sein, dass auch ihr euch beim Lesen dieses Artikels fragt, was daran nun so abenteuerlich sein soll. Deshalb will ich versuchen, euch dies in gewohnt begeisterter Art und Weise zu erklären:
BAHNFAHREN IST SUPERTOLL!
Nicht nur, weil man von A nach B kommt: Nachdem man mit Tausenden anderer Touristen den Eifelturm erklommen, das Atomium besichtigt, der kleinen Meerjungfrau zugewunken und vor dem Buckingham Palace auf den Wachenwechsel gewartet hat, ist es endlich Zeit für: Local stuff. Das bedeutet, das zu tun, was die Einheimischen so tun und mehr von einem Ort zu sehen, als das, was in den Reiseführern empfohlen wird. Die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln ist dabei meine Nummer eins. Denn wer kann schon erzählen, dass er in Buenos Aires vom Plaza de Mayo nach La Boca mit der Metro gefahren ist und dabei die Metro-Händler beobachtet hat, wie sie durch die Waggons gehen und jedem ihre Ware auf den Schoß legen, damit man ihnen bunte Textmarker oder Süßigkeiten abkauft? Wem ist noch aufgefallen, dass in Londoner U-Bahnen nicht nur Plätze für alte Leute reserviert sind, sondern auch für Schwangere, was durch ein (wie ich finde) lustiges Piktogramm gekennzeichnet ist? Oder wer ist noch die Brüsseler Metro-Strecke abgefahren, die wie eine große Kunstgalerie im Untergrund ist, in der bekannte und weniger bekannte Brüsseler Künstler ihre Werke präsentieren? Genau: Die Alltagsabenteurer, die mit offenen Augen auf der Suche nach den Alltagsabenteuern der Einheimischen sind und alles aufsaugen, was es Lokales zu erleben gibt.
So bin ich weiterhin fasziniert davon, dass man in Dublin sein Kleingeld vorn beim Busfahrer einfach in einen Metallkasten wirft, der Kasten das Geld zählt und dann einen Fahrschein ausspuckt. Und ich erzähle auch nach 15 Jahren immer noch gern die Geschichte, wie ich in Mailand vor einem grauen Kasten stand, der vorgab ein Fahrschein-Automat zu sein und ein Mailänder in wilder Reihenfolge die unbeschrifteten Knöpfe drückte, um mir das richtige Ticket zu lösen. Mein Kopf ist voll von diesen Reise-Alltagsabenteuer-Geschichten und mein Herz gefüllt mit zahlreichen magischen Momenten, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so magisch wirken. Doch das Erlebnis, Mexiko mit dem Bus zu erkunden, den Anblick der durch das Hochwasser gezeichneten Prager U-Bahn und die Erinnerung an die harten, gelben Fahrscheine der Trienter Metro, auf denen der Betrag noch in Lire stand, kann mir niemand mehr nehmen.
Gerade in Europa haben wir durch die neuen Roaming-Richtlinien die Möglichkeit, uns ganz easy peasy mit dem Smartphone und entsprechenden Apps durch die ÖPNV-Netze jedes Landes zu navigieren. Ich nutze dafür die kostenlose App "Moovit", die mich auch außerhalb Europas schon durch Mexiko und Uruguay gelotst hat. Doch auch ohne technische Hilfe lohnt es sich immer, sich durchzufragen, verworrene U-Bahnpläne zu entwirren und sich einfach mal zu verfahren.
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Alex Müller (Donnerstag, 27 September 2018)
Hallo,
das ist ein sehr schöne Eintrag, der mir wirklich gut gefallen hat. Mehr Achtsamkeit im Alltag und man kann ganz tolle Dinge erleben.
Ich war vor kurzem in London und hatte riesig Spaß die Leute in der Underground zu beobachten. Das gleiche mache ich wenn ich in meiner Libelingsstadt, Paris, bin.
Da wo ich her komme gibt es leider keine richtige Ubahn, daher freue ich mich immer wenn ich die Ubahnen in großen Städten nutzen kann.
Sehr schön finde ich auch die kleinen Touristenstände die man meistens in den Ubahn-Stationen findet.
Viele Grüße,
Alex
von
https://revise-u.de